Anlagestrategien in den verschiedenen Lebenssituationen

Von Hans Heimburger

Ob zwanzigjähriger Berufseinsteiger oder siebzigjähriger Ruheständler, alle Anleger müssen sich mit den aktuellen volkswirtschaftlichen und börsenrelevanten Rahmendaten auseinandersetzen, um die bestmögliche Anlagestrategie festzulegen.

Eine hohe Aktienquote ist unabdingbar

Um ein zentrales Ergebnis vorwegzunehmen: jeder sollte die Aktienquote so hoch wie möglich wählen, weil die Alternativen fehlen. Negativzinsen, historisch niedriges Zinsniveau einerseits und hoch bewertete Aktienmärkte andererseits sind die Zwänge in diesem Prozess.

Hatten Anleger bisher eine Aktienquote von 20-30% als Maximum im persönlichen Risikoprofil definiert, sollte nun ausgelotet werden, ob nicht doch 40%- 50% eine tragbare Größe darstellt. Einerseits ist die Erholungsrallye nach dem Corona-Crash mit einer dynamischen Aufwärtsbewegung weit fortgeschritten, andererseits bieten die Rentenmärkte, als die einzige nennenswerte Alternative, extrem niedrige Zinsen und damit auch potentielles Verlustpotential bei steigenden Zinsen.

Rückschlagspotential ist an den Aktienmärkten durchaus vorhanden – bietet aber auch Einstiegschancen

Experten an den Kapitalmärkten, wie Blackrock oder Amundi, sehen aktuell durchaus Rückschlags-Gefahr, dass die Delta-Variante des Coronavirus den wirtschaftlichen Neustart deutlich verlangsamt, im schlimmsten Fall sogar abwürgt. Internationale Portfoliomanager schrauben die bisher sehr optimistischen Erwartungen an das Wirtschaftswachstum zurück. Ein ökonomischer Faktor, der sehr unterschiedlich betrachtet wird, ist die Inflation. Während einige Chef-Volkswirte in der hohen US-Inflation von aktuell über 5% eine große Gefahr sehen, interpretieren andere Marktteilnehmer diesen Faktor als kurzfristiges Phänomen.

Trotz aller Börsenturbulenzen entdecken immer mehr Menschen den Aktienmarkt. Zahlen des Deutschen Aktieninstituts zeigen, dass im Corona-Jahr 2020 die Zahl der Aktionäre um 2,7 Millionen Menschen gestiegen ist. Mit 600.000 jungen Menschen unter 30 Jahren waren es knapp 70% mehr als im Jahr 2019.

Das nachfolgende Schaubild unterstreicht den Blickwinkel: die Aktienmärkte sind stark gestiegen und  die Rentenanlagen (hier eine Bundesanleihe) bringen keine Erträge.

MSCI World €-gesichert (blau) und eine langlaufende Bundesanleihe (rot)

 

Als Schlussfolgerung kann festgehalten werden, dass die Wachstumsraten des Wirtschaftswachstums in den nächsten 10 Jahren nur noch etwa halb so hoch sein werden wie in den letzten 10 Jahren. Die Alternativen zu den Aktienmärkten bieten aber in den nächsten Jahren auch mehr Risiken als Chancen.
Wie am Anfang erläutert, sollte jeder Privat-Anleger in seinem Risikoprofil die maximale Aktienquote ausloten. Bei der Umsetzung der Anlagestrategie kann jeder Anleger die Entscheidungen an einen Vermögensverwalter delegieren, denn es gibt durchaus Anlagethemen und Branchen, die sich in den nächsten Jahren überdurchschnittlich entwickeln werden.