Auswirkungen des Populismus auf die Kapitalmärkte

Von Peter Görg

Donald Trump

Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 2016 in den USA beschäftigte die Märkte der unsichere Ausgang der Wahlen, insbesondere die mögliche Wahl Donald Trumps sorgte für Unbehagen und Turbulenzen nicht nur an den US Märkten, sondern weltweit.

Die Realität an den Börsen nach der Wahl  von Trump hat gezeigt, wie der populistische Slogan „ America first“  mit den entsprechenden konjunktur- und fiskalpolitischen Maßnahmen in den vergangenen zweieinhalb Jahren die US Märkte im Schnitt knapp 50% nach oben bewegte.

Die Auswirkungen der aktuellen Abschottungen in Form von Handelszöllen und Handelsbeschränkungen , besonders mit China und Europa , werden in den nächsten Monaten sicherlich weiterhin verstärkt auch die Kapitalmärkte beschäftigen.

Während die national orientierte Trump Agenda in den USA sich bisher weitgehend positiv auf die Kursentwicklung ausgewirkt hat, droht die zunehmend populistische Entwicklung, mit den daraus resultierenden erheblichen politischen Risiken und wirtschaftlichen Nachteilen, die Anlageregion Europa doch erheblich zu belasten.

Populistische Entwicklung in Europa

Wie die Wahlen zum Europaparlament kürzlich zeigten, sind die nationalistischen Bestrebungen in den Kernländern der Europäischen Union deutlich auf dem Vormarsch, wenn Ihnen auch diesmal noch nicht der Durchbruch gelungen ist. Noch bestimmen die europafreundlichen Kräfte die Politik, aber, die EU ist zunehmend gespalten und uneins darüber, ob die gemeinsame Integration Europas oder die Renationalisierung das Ziel der Gemeinschaft sein sollte.

Für die Kapitalmärkte in Europa sind solche Tendenzen angesichts der Unsicherheit über den politischen Kurs ein Alarmzeichen. Da ein Ende der Unwägbarkeiten nicht in Sicht ist, werden die politischen Unsicherheiten wohl die Kapitalmärkte noch längere Zeit begleiten.

Veränderungen und Auswirkungen

Die anstehende Neubesetzung von relevanten Spitzenpositionen in der EU,  wie die des EU Kommissionspräsidenten und die Nachfolge von EZB Chef Mario Draghi wird auf die Finanzmärkte Ihre Auswirkungen haben. Sollte sich der EVP Kandidat Manfred Weber nicht als Nachfolger von Jean Claude Juncker durchsetzen können, hat Bundesbank Präsident Jens Weidmann gute Chancen zum EZB Präsident berufen zu werden. Weidmann gilt nicht als Freund der ausufernden Anleihekäufen der EZB, sowie der sehr expansiven Zinspolitik Draghis und könnte im Falle seiner Wahl eine vorsichtige Änderung der bisherigen Politik einleiten, was sicherlich zunächst sowohl die Aktien- als auch die Rentenmärkte erheblich belasten würde.  Weiteres Ungemach droht dadurch, dass einige südeuropäische Staaten Probleme hätten, Ihre immensen Verbindlichkeiten zu bedienen und mit Austritt aus der EU drohen.

Risiken

Nationalistische Tendenzen haben auch zu dem seit drei Jahren andauernden und scheinbar nicht enden wollenden Theater um den Brexit geführt. Der Ausgang der EU Wahlen und die sich abzeichnende Besetzung des Vorsitzenden der Konservativen Partei und designierten Premier Minister, haben bestätigt  , das die Möglichkeit eines harten, ungeregelten Austritts Großbritanniens aus der EU deutlich größer geworden ist, mit allen wohl eher negativen Konsequenzen für die Finanzmärkte.

Ein populistisches Bild gibt derzeit im besonderen Maße Italien ab, Matteo Salvini, Chef der Lega Nord, der bei der EU Wahl 34% der Stimmen mit seiner Partei einsammelte, interessieren die Haushalts- und Defizitregeln der EU nicht besonders, er wirbt offen für einen möglichen Austritt Italiens aus dem Bündnis und erhält dabei  Unterstützung von seiner französischen Komplizin Marine Le  Pen, die bei den nächsten Präsidentschaftswahlen in Frankreich eine entscheidende Rolle spielen möchte.

Kritisch betrachten sollte man auch die Entwicklung in Deutschland, wo die politische Stabilität nach den hohen Stimmenverlusten bei CDU/CSU und SPD auch anscheinend eine veränderte Basis sucht.

Es gibt eine alte Börsenweisheit, die da lautet, politische Börsen haben kurze Beine, die aktuelle populistische Entwicklung könnte jedoch noch etwas länger anhalten und ein zu beachtender Risikofaktor für Investoren darstellen, den es adäquat einzupreisen gilt.

Wir besprechen diese Themen gerne mit Ihnen.