Die Wirtschaft der Eurozone verharrt in der Stagnation

Von Hans Heimburger

Mit Spannung erwarteten die Marktakteure heute die Flash-Einkaufsmanagerdaten. Der Eurozone Einkaufsmanagerindex (EMI) wird von IHS Markit erstellt und basiert auf Umfragen unter einer repräsentativen Auswahl von 5000 Firmen in der Industrie und im Servicesektor. Industrieumfragen werden in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, den Niederlanden, Österreich, Irland und Griechenland erhoben. Die eingehenden Dienstleistungsdaten stammen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Irland. Die Flash-Indizes basieren auf annähernd 85-90% der monatlichen Umfrage-Rückmeldungen und liefern damit eine detaillierte frühzeitige Schätzung der endgültigen EMIs.

Anhaltende Krise der Industrie – Ansteckungsgefahr für den Servicesektor

Aufgrund des dritten Nachfragerückgangs bei Industriegütern und Dienstleistungen in Folge verzeichnete die Eurozone im November zum dritten Mal hintereinander annähernde Stagnation. Wie die aktuelle Umfrage weiter zeigt, erfasste die anhaltende Krise der Industrie in zunehmendem Maße auch den Servicesektor. Gleichzeitig sank die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen weiter, wie der schwächste Stellenaufbau seit fast fünf Jahren signalisiert. Der Preisdruck ließ abermals nach und fiel so schwach aus wie zuletzt vor über drei Jahren. Mit aktuell 50,3 Punkten nach 50,6 im Oktober kennzeichnet der IHS Markit Flash Eurozone Composite Index Produktion das zweitschwächste Wirtschaftswachstum seit Beginn des Aufschwungs im Juli 2013. Damit verzeichnet die Eurozone den dritten Monat in Folge annähernde Stagnation, was in krassem Gegensatz zum starken Wachstum im gleichen Zeitraum des Vorjahres steht.

Der Gesamt-Auftragseingang für Güter und Dienstleistungen wies zwar den dritten Monat in Folge ein Minus aus, die Einbußen schwächten sich jedoch zum zweiten Mal hintereinander ab und waren nur noch geringfügig. Dessen ungeachtet markiert der aktuelle Rückgang die gravierendste
Nachfrageflaute seit Mitte 2013.

Kann der Abschwung zumindest gebremst werden?

Die Auftragsbestände nahmen zum elften Mal innerhalb der letzten zwölf Monate und so rasant  ab, wie selten zuvor seit über fünf Jahren. Wegen der zunehmenden geopolitischen Unsicherheit, inklusive des Brexits, den Handelskonflikten und den Zöllen für Autos sowie der Sorge hinsichtlich der generell nachlassenden Nachfrage fielen die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist zwar erneut deutlich pessimistischer aus als zum Jahresbeginn, der entsprechende Index kletterte jedoch leicht auf den höchsten Wert seit vier Monaten. Der rückläufige Auftragseingang dämpfte auch im November die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen. So verlangsamte sich der Stellenaufbau zum fünften Mal hintereinander und fiel so schwach aus wie zuletzt im Januar 2015. Die Nachfrageschwäche sorgte auch dafür, dass es vermehrt zu Preisnachlässen kam. Folglich stiegen die Verkaufs- bzw. Angebotspreise für Güter und Dienstleistungen mit der zweitniedrigsten Rate seit drei Jahren, während der Anstieg der Einkaufspreise so schwach ausfiel wie seit August 2016 nicht mehr. Obwohl sich der Rückgang der Industrieproduktion den zweiten Monat in Folge leicht abschwächte, verharrte die Industrie im November in der tiefsten Rezession seit Anfang 2013. Immerhin fiel das Auftragsminus hier nicht mehr ganz so gravierend aus wie in den zurückliegenden vier Monaten, es blieb aber wegen der erneuten Exportorderverluste hoch.

Fazit: Die Flash-Daten zur Befragung der europäischen Einkaufsmanager geben noch keine Entwarnung für den weiteren Konjunkturverlauf in der Euro-Zone. Die hohe Dynamik des Abschwungs mildert sich etwas ab, ein klarer Turn-around der Entwicklung zeichnet sich leider noch nicht ab.