Diskussionen über den Niedergang des US Dollars sind stark übertrieben

Von Hans Heimburger

Abwertung des US Dollar

Seit dem Zenit der Coronakrise im März, bei einem damaligen Kurs des Euro zum Dollar von 1,066, wertete der Greenback bis heute rund 12 Prozent zum Euro auf ein Niveau von rund 1,19 ab.

Die Grafik illustriert die Entwicklung des Euro zum US Dollar seit Januar 2008

Auch der US-Dollar-Index verlor in den vergangenen Monaten an Boden.

Der US-Dollar-Index bildet die Veränderung des Dollars gegenüber einem Korb wichtiger Währungen ab. Der (DXY) wurde ursprünglich 1973 von der US-Notenbank entwickelt, um einen externen, bilateralen, handelsgewichteten Durchschnittswert des US-Dollars gegenüber den globalen Währungen bereitzustellen. Der US-Dollar-Index steigt, wenn der US-Dollar im Vergleich zu anderen Währungen an „Stärke“ (Wert) gewinnt. Die folgenden sechs Währungen werden für die Berechnung des Index verwendet:

Euro (EUR)57.6% gewichtet
Japanischer Yen (JPY)13.6% gewichtet
Britisches Pfund (GBP) 11.9% gewichtet
Kanadischer Dollar (CAD) 9.1% gewichtet
Schwedische Krone (SEK) 4.2% gewichtet
Schweizer Franken (CHF) 3.6% gewichtet

 

Der Dollar wird noch lange die Weltreservewährung bleiben

Die abrupte Schwäche des Dollar hat Diskussionen aufkommen lassen,  dass die Coronavirus-Pandemie den Dollar in Gefahr gebracht hat, seinen Status als wichtigste Reservewährung der Welt zu verlieren. Diese Bedenken konzentrieren sich hauptsächlich auf den rapiden Anstieg der US-Staatsverschuldung, die Ausweitung der Bilanz der Fed und die Gefahr einer zukünftig deutlich steigenden Inflation.

Wir sehen die Ursachen der aktuellen Abwertung des Dollars viel naheliegender und auch einfacher begründbar.

  1. Seit der Finanzmarktkrise wertete der Dollar gegenüber vielen Währungen sukzessive auf. Die amerikanische Wirtschaft wartete mit höheren Wachstumsraten im Vergleich zu anderen Industriestaaten auf und die „neue Weltherrschaft“ der Technologiegiganten aus dem Silicon Valley nahm ihren Lauf und zog viel internationales Kapital an. Dies führte seit Jahresbeginn 2018 zu einer Beschleunigung der Dollaraufwertung, die sich nun ein Stück weit korrigiert.
  2. Die Bank of Japan und die EZB wagten seit mehreren Jahren das Null- bzw. Minuszinsexperiment, dem sich die Fed nie anschloss. Weiterhin positive Zinsen für US-Staatsanleihen wurde ebenfalls zum Magneten für Kapitalströme in Richtung Amerika und dem Dollar. Die ultralockere Geldpolitik der amerikansichen Notenbank zur Bekämpfung der ökonomischen Pandemiefolgen verringerte den Zinsvorteil drastisch und ließ (läßt) Gelder aus dem Dollar abfließen.
  3. Gerade den Staaten der Eurozone gelang bisher, im Vergleich zu den USA, ein umsichtigerer Umgang mit Covid-19. Zusätzlich schuf das hart verhandelte Corona-Hilfspaket der EU neue Zuversicht bezüglich des langfristigen Zusammenhalts der Währungsunion. Dies läßt den Euro steigen.

Die beiden nächstgrößten Volkswirtschaften, die Eurozone und China, sind beide kleiner als die USA.  Der Euro – er ist und bleibt eine „Kunstwährung“ – und der Renminbi – als Währung einer Wirtschaftsmacht, die im westlichen Sinne eine Diktatur ist – weisen als potentielle Reservewährungen somit erhebliche Defizite auf.

Fazit

Die Schwäche des Dollars hat in der kurzfristigen Dynamik viele Marktteilnehmer überrascht. Allerdings sollte man daraus nicht unbedingt mehr machen als es dann in Wirklichkeit ist: eine normale Kursbewegung. Kurzfristig sollte die Marke von 1,20 in Relation zum Euro einen ersten, stärkeren Widerstand darstellen. Der schnelle Anstieg des Euro muss „verdaut“ werden. Darüber hinaus sind Kurse von 1,25 bis 1,30 in den kommenden 12 Monaten durchaus vorstellbar.