Der Gründer des größten Hedgefonds der Welt und Multimilliardär Ray Dalio sagt einen gigantischen Paradigmenwechsel voraus und erklärt, wieso Gold die beste Antwort auf die Herausforderungen der kommenden Jahre ist.
Zeiten ändern sich, doch nur wir Menschen scheinen immer wieder dieselben Fehler zu machen – wer Ray Dalio zuhört, kann es im ersten Augenblick mit der Angst zu tun bekommen. Und dass, obwohl der Multimilliardär nicht den großen Crash ausruft und Jahre der bitteren Rezession prophezeit. Erst kürzlich schraubte er die Wahrscheinlichkeit für ein solches Horrorszenario in den kommenden 2 Jahren sogar auf 25% herunter. Heißt im Umkehrschluss: zu 75% dürfen es sich Anleger noch mit dem bequemen Status quo gemütlich machen. Doch die Betonung liegt auf „noch“.
Paradigmenwechsel
In seinem neuen Essay „Paradigm Shifts“ (zu Deutsch: „Paradigmenwechsel“) spricht die Wall-Street-Legende von etwas viel Größerem. Von etwas, das eine neue Zeitrechnung an den globalen Märkten einläuten wird. Dabei verzichtet er bewusst auf Schlagwörter wie „Horror-Crash“ – das ist nicht sein Stil. Dalio ist kein selbst ernannter Börsenguru und schaut in keine Glaskugel. Dalio führt den größten Hedgefonds der Welt. Seine Analysen sind präzise, seine Prognosen das Resultat seiner Logik und verlässlicher Daten. Die gängige Meinung? Interessiert ihn nicht, schließlich hat ihn sein konträres Denken reich gemacht. Dalio spricht von Paradigmen. Von zehnjährigen Perioden an der Börse, „in denen der Markt und die Beziehungen in einer bestimmten typischen Art funktionieren“. Was klar ist: Jedes Paradigma endet irgendwann. Und das jetzige schon sehr bald.
Aber warum gibt es überhaupt Paradigmen, und wieso wechseln sich diese ab? Um diesen Fragen nachzugehen, haben Dalio und sein Team bei Bridgewater Associates drei Dinge genauestens untersucht: die historischen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die historischen Renditekennzahlen verschiedener Asset-Klassen und historische Verhaltensmuster der Anleger – alles bis zum Jahr 1920. Das Ergebnis: „Paradigmen sind das Resultat starker, aber nicht nachhaltiger Kräfte. Das Problem ist, dass die Menschen irgendwann glauben, dass diese Kräfte niemals enden werden, obwohl sie gerade deshalb enden müssen.“
Die Welt des billigen Geldes
Klingt kompliziert, doch er liefert ein simples Beispiel: „Billiges Geld treibt das Schuldenwachstum und erhöht die Attraktivität von Investments am Aktienmarkt, sodass die Aktienpreise wiederum steigen, was die Menschen glauben lässt, dass die Kreditaufnahme und der Kauf dieser Anlagegüter eine gute Sache sind.“ Kurzum: Ein Teufelskreis – der irgendwann enden muss. „Wirklich weh tun“ sich dabei vor allem diejenigen, die der Masse blind folgen und es auf die Spitze treiben. Immer und immer wieder.
Dalio findet Marktmeinung kontraproduktiv
„Gut zu investieren“ heißt für Dalio also vor allem, zu wissen, in welchem Paradigma wir uns aktuell befinden, welche Kräfte derzeit welche Anlageklassen unterstützen, wann der Paradigmenwechsel möglich ist und welche Investments dann am meisten Sinn ergeben. Denn klar ist: Das nächste Paradigma wird eben nicht genauso sein wie das vorherige – eher im Gegenteil. Jede Anlageklasse, egal, ob Aktien, Anleihen oder Gold, hat ihre Hoch- und Tiefphasen. Die schlechte Nachricht: Die Marktmeinung oder der „Konsens“, wie Dalio sagt, ist nicht nur nutzlos, wenn es darum geht, diese Phasen frühzeitig zu antizipieren, sondern sogar kontraproduktiv.
Zwei Möglichkeiten dem Paradigmenwechsel zu begegnen
Die gute Nachricht: Dalio zeigt zwei Möglichkeiten auf, wie Anleger es dennoch schaffen.
Die erste Möglichkeit: ein ausbalanciertes Portfolio, mit dem Anleger für alle Paradigmen gewappnet sind. Er nennt es das „Allwetter-Depot“. Schließlich sei die richtige Diversifikation der einfachste und einzige Weg zum langfristigen Erfolg, der in diesem Zusammenhang sogar vom „Heiligen Gral“ des Investierens spricht.
Die andere Möglichkeit: von einem solchen Depot ausgehend, jene Asset-Klassen frühzeitig überzugewichten, die beim anstehenden Paradigmenwechsel die höchsten Chancen auf satte Überrenditen versprechen. Die noch viel bessere Nachricht: Dalio wird konkret und hat es vor allem auf eine Sache für die nächsten zehn Jahre abgesehen: Gold.
Gold – ein langfristiger Portfoliobaustein
Die Hintergründe:
Um zu verstehen, wieso er Gold ganz oben auf seiner Favoritenliste für die neue Dekade stehen hat und derzeit bei Bridgewater selbst im großen Stil auf das Edelmetall setzt, skizziert der Multimilliardär in seinem Thesenpapier das aktuelle Paradigma, in welchem wir uns seit der Finanzkrise 2008 befinden. Vier große Faktoren sind für ihn dabei ganz entscheidend:
- das chronische Niedrigzinsumfeld und die Gelddruck-Politik der Zentralbanken (Quantitative Easing).
- die immense Fülle an Aktienrückkäufen und Firmenübernahmen, die eben durch das „billige Geld und die enormen Mengen an Cash, die in das System gepumpt wurden“, finanziert wurden.
- die auf Grund von Automatisierung und Globalisierung rapide zunehmenden Gewinnmargen.
- die Steuererleichterungen für Unternehmen.
Für Dalio ist dies ein Konstrukt ohne solides Fundament. Zwar könne er nicht sagen, wann und wie der Paradigmenwechsel genau zu Stande kommen werde, doch sieht er bei jedem einzelnen der vier Faktoren Sollbruchstellen und hält somit folgende Dinge in den „nächsten Jahren“ für äußerst realistisch:
- Erstens werde diese Form des Quantitative Easing an ihre Grenzen kommen, weil die Leitzinsen nicht ewig gesenkt werden könnten, so Dalio.
- Zweitens seien, so bilanziert er, die steigenden Aktienkurse ein zweischneidiges Schwert. „Immer dann, wenn die Zinsen fallen und Aktien im Wert stiegen, entsteht bei vielen Investoren die Illusion, dass solche Investments immer gute Renditen einbringen, obwohl diese Renditen in Wahrheit nur zukünftige Renditen sind, die zeitlich nach vorn verschoben werden“, erklärt Dalio den „present value effect“ (zu Deutsch: „Barwert-Effekt“). Heißt im Umkehrschluss: Höhere Preise heute bedeuten niedrigere Renditen in der Zukunft. Das bedeutet auch, dass die Risikoprämie immer weiter sinken wird und es somit immer schwieriger wird, den Aktienmarkt zu stützen. Gleichzeitig werden noch die Verbindlichkeiten fällig. Die Zentralbanken werden demnach vor einer schwierigen Entscheidung stehen: Wem helfen wir? Den Schuldnern oder den Gläubigern?
- Drittens sieht Dalio einen wachsenden Konflikt der politischen Strömungen. Arm gegen Reich. Kapitalisten gegen Sozialisten. Digitalisierungsgewinner gegen -verlierer.
Kurzum: ein teuflischer Cocktail – aber nur für diejenigen, die sich nicht darauf einstellen: „Ich glaube, dass diejenigen Assets, die höchstwahrscheinlich am besten abschneiden werden, die sein werden, die gut abschneiden, wenn der Wert des Geldes sinken wird und nationale und internationale Konflikte signifikant sind“, fasst Dalio zusammen. Und weil „Cash und Anleihen in einer solchen Welt keine sicheren Anlagen mehr sein werden“, braucht es eben Gold. Ein Großteil der Anleger würde das Edelmetall immer noch unterschätzen, so Dalio. Dabei sei Gold nicht nur dazu da, das Risiko im Portfolio zu minimieren, sondern es maximiert langfristig auch die Performance – insbesondere jetzt.
Fazit: In unseren gut diversifizierten Vermögensverwaltungsdepots ist Gold und Goldminenaktien ein wichtiger Bestandteil der Anlagestrategien.