Das Münchener ifo Institut bescheinigt der deutschen Wirtschaft in ihrer gestern veröffentlichten Konjunkturprognose eine ausgezeichnete Verfassung. Ifo Chef Ökonom Clemens Fuest sieht eine merkliche Beschleunigung des Aufschwungs, in dem sich die deutsche Wirtschaft seit nunmehr 2013 befindet.
Positive Weltwirtschaft mit breiter Basis
Die Weltwirtschaft befindet sich seit 2010 in einem Aufschwung, der mittlerweile die meisten Volkswirtschaften erfasst hat. Wesentlicher Treiber der konjunkturellen Expansion ist die Industrieproduktion sowohl in den entwickelten Volkswirtschaften als auch in den Schwellenländern. Auch der weltweite Warenhandel gewann an Dynamik. Die gestiegenen Industrieproduktion und der zunehmende Welthandel belebte auch die weltweite Investitionstätigkeit.
Insgesamt wird das Bruttoinlandsprodukt der Welt in diesem Jahr mit 3,3% wohl deutlich stärker zulegen als noch im Jahr 2016. Diese Beschleunigung ist zu annährend gleichen Teilen auf die Schwellenländer und die fortgeschrittenen Volkswirtschaften zurückführen. In den kommenden beiden Jahren dürfte die Rate ähnlich hoch bei 3,3% bzw. 3,0% liegen. Damit wird der derzeitige Aufschwung in der Weltwirtschaft der längste in der Nachkriegszeit werden. Im Vergleich zur Juniprognose 2017 des ifo Instituts wurden die Wachstumsraten nahezu aller Regionen für dieses Jahr um insgesamt 0,3 Prozentpunkte und für das kommende Jahr um 0,6 Prozentpunkte nach oben revidiert.
Wirtschaft im Euroraum auf starkem und stabilen Expansionskurs
Der Aufschwung im Euroraum hat im Jahresverlauf 2017 deutlich an Dynamik gewonnen. Getragen wurde er maßgeblich durch den privaten Konsum und die privaten Investitionen, die von einer verbesserten Lage auf den Arbeitsmärkten der Mitgliedstaaten und besseren Kreditvergabebedingungen profitierten. Die Exporte leisteten ab Ende 2016 ebenfalls einen bedeutenden Beitrag, was auf eine verstärkte Auslandsnachfrage in wichtigen Absatzmärkten zurückgeführt werden kann. Zur starken Expansion trugen alle Mitgliedstaaten bei, wobei die Geschwindigkeit weiterhin variiert.
Die konjunkturellen Frühindikatoren bleiben für den Euroraum übereinstimmend positiv und weisen auf eine Fortsetzung des Aufschwungs im Prognosezeitraum hin.
Die deutsche Konjunkturlokomotive fährt mit Volldampf voraus
Eingebettet in die oben beschriebene ausgezeichnete internationale Lage bewegt sich die deutsche Wirtschaft in Richtung Hochkonjunktur. Maßgeblich beigetragen zur Beschleunigung in diesem Jahr hat die deutsche Industrie, die im Vergleich zu den anderen Wirtschaftsbereichen mit überdurchschnittlichen Raten expandierte. Wie in der Juniprognose 2017 des ifo Instituts zutreffend erwartet worden war, konnte damit der Aufschwung, der bislang weitgehend vom Konsum und der Bauwirtschaft getragen wurde, gleichzeitig auf eine breitere Basis gestellt werden.
In den kommenden beiden Jahren wird sich der Aufschwung in Deutschland fortsetzen, befördert von der Binnennachfrage und den Exporten. Der private Konsum wird kräftig expandieren, getrieben von steigenden Effektivlöhnen, zunehmenden Transfereinkommen und steigender Beschäftigung.
Fazit:
Kaum ein Ökonom hat vor 12 Monaten eine derart positive Wirtschaftsentwicklung prognostiziert. Deutschland und der Euroraum leben nahezu in der besten aller Welten: stabiles ja geradezu dynamisches Wirtschaftswachstum bei niedrigen Inflationsraten. Die konjunkturellen Frühindikatoren bleiben für den Euroraum und Deutschland übereinstimmend positiv und weisen auf eine Fortsetzung des Aufschwungs im Prognosezeitraum hin.
Bleibt die spannende Frage, ob dieses positive Szenario bereits in den Börsenkursen vollständig eingepreist ist? Mir stach diese Woche der nachfolgende Chart des Euro Stoxx 50 Index aus der Feder der Markttechniker unseres US-Brokers Oppenheim & Co. ins Auge. Bis zum Top-Stand des Index Anfang des Jahres 2000 bei 5.500 Punkten sind es per heute immerhin rund 55% Potential.