Wann belastet das schwächere Wirtschaftswachstum die Aktienkurse?

Von Hans Heimburger

Seit einigen Monaten verdichten sich die vorausschauenden Daten (zum Beispiel Umfragen unter den Unternehmen zu deren zukünftigen Geschäftserwartungen – siehe ifo Zahlen), die auf eine deutliche Verlangsamung des Wirtschaftswachstums hindeuten. Dies ist eine globale Entwicklung, der sich bisher unter den führenden Volkswirtschaften nur die Vereinigten Staaten von Amerika entziehen konnten.

Dunkle Wolken am deutschen Konjunkturhimmel

In der Eurozone und hier besonders in Deutschland ist die Wachstumsdynamik stark rückläufig. In einzelnen Teilbereichen der deutschen Volkswirtschaft ist die Entwicklungen so besorgniserregend, dass erste volkswirtschaftliche Analysehäuser eine bevorstehende Rezession nicht mehr ausschließen.

Die nachfolgenden Tabellen beinhalten die Schätzungen für die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP – englischer Begriff GDP = gross domestic product) für die Eurozone und Amerika des Analysehauses Capital Economics, deren Ausarbeitungen wir seit vielen Jahren beziehen und als eine wichtige Grundlage für unsere Anlageentscheidungen verwenden.

Daten/Schätzungen von Capital Economics für die Eurozone

 

Daten/Schätzungen von Capital Economics für Amerika

 

Amerika stemmt sich noch gegen den Abschwung

Amerika wartete  im 1. Halbjahr 2019 noch mit einem sehr robusten Wachstum auf. Die Effekte der Steuerreform des Jahres 2018 wirken noch nach und die Vollbeschäftigung in Amerika stützt die Konsumneigung der Verbraucher. Im dritten und vierten Quartal wird sich das Wirtschaftswachstum, gemäß den Prognosen von Capital Economics, spürbar verlangsamen. Auch 2020 wird vermutlich noch von einer konjunkturell verhaltenen Situation geprägt sein.

In der Eurozone spielt sich dieses Wachstum auf deutlich niedrigerem Niveau ab. So erwartet Capital Economics für die letzten beiden Quartale nur noch ein Wirtschaftswachstum von plus 0,2% im Vergleich zum Vorquartal. Eine Stabilisierung sehen die Experten erst in der zweiten Jahreshälfte 2020.
Die Flaute verspürten wir bisher vor allem im produzierenden Gewerbe, der Servicebereich lieferte in den letzten Monaten noch stabile Zahlen. Auch der Arbeitsmarkt ist bisher noch größtenteils von dieser Tendenz verschont geblieben, gilt aber traditionell als nachlaufender Indikator.

Eine risikobewusste Anlagepolitik

Diese schwächeren volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen schlugen sich bisher nur in Ansätzen in Europa und kaum in den USA in den Aktienkursen nieder. Wir erwarten allerdings, dass die Eintrübung des konjunkturellen Umfeldes im 3. und 4. Quartal sich noch deutlicher in den weltweiten Aktienmärkten bemerkbar machen wird. Daran wird auch die gestrige Zinssenkung der amerikanischen Notenbank wenig ändern.

Fazit: In unserer Vermögensverwaltung und im Fondsmanagement positionierten  wir uns auf Grund dieser Faktenlage  vorsichtig. Liquidität und Absicherungen sind hier, die aus unserer Sicht, richtigen Antworten.